B2B, Unternehmensgeschichte

AMAZON – Freund oder Gegner?

MEINE WURZELN FINDEN SICH IN DER SPIELWARENINDUSTRIE UND DORT NICHT IN IRGENDEINEM KONZERN ODER HERSTELLER VON SPIELZEUG, SONDERN IN EUROPAS GRÖSSTEM VERBAND DER SPIELWARE, NÄMLICH IDEE+SPIEL. DIE HAUPTAUFGABE DES VERBANDS WAR UND IST DIE UNTERSTÜTZUNG UND DIE AUFRECHTERHALTUNG DES STATIONÄREN FACHHANDELS. DA IST AMAZON NATÜRLICH DAS IDEAL EINES GROSSEN GEGNERS, DEN ES ZU BEKÄMPFEN GILT.

Doch ist Amazon wirklich ein so böses Ungetüm, das den stationären Fachhandel aus den Städten verdrängt und nur noch leere Straßen und Einkaufszentren hinterlässt?

Die Antwort lautet ganz klar: JEIN!

Amazon aus Sicht der Konsumenten:
Hier findet man einfach so gut wie alles was man braucht und nicht braucht. Das Ganze bequem von der Couch aus, ohne sich bewegen zu müssen. Im besten Fall ist das Produkt am nächsten Tag vor der Haustür und man hat (vermeintlich) auch noch gespart. Denn sind wir alle mal ehrlich, wer kennt nicht den Horror des alljährlichen Weihnachtseinkaufs … keine weiteren Worte dazu. Man muss Amazon zu Gute halten, dass er / sie / es alles für die Kundenzufriedenheit getan hat. Alle Maßnahmen, um die Qualität des Einkaufens zu steigern wurden umgesetzt und verfeinert, sodass das Finden und Kaufen von Artikeln mega einfach geworden ist.
Nur bei einer Sache hat Amazon meiner Meinung nach komplett verkackt! Sobald ich einen Kauf abgeschlossen habe, werden mir weitere Produkte angezeigt, die mich interessieren könnten. Die Theorie klingt gut, die Praxis sieht so aus: Ich habe mir Batterien bestellt, ganz normale, nicht ausgefallenes. Nach dem Kauf schaue ich in die Produkte die für mich interessant sind und siehe da, es werden mir noch mehr Batterien angezeigt … Jeff, wenn Du das liest, dann änder das um in Artikel, die Batterien benötigen! Das wäre mal sinnvoll.
Amazon aus Sicht der Händler :
Auf dem Marktplatz tummeln sich unglaublich viele Händler, welche die Plattform Amazon nutzen wollen, um Online weitere Kunden zu erreichen. Dabei wird die Infrastruktur von Amazon genutzt und kann nach Bedarf durch weitere Services ergänzt werden (wie Lieferung durch Amazon – PRIME oder eigene Werbekampagnen – Amazon Marketing Services). Ein weiterer Vorteil für den Händler: die meisten Produktdaten sind bereits vorhanden und man kann sein Angebot einfach „dranhängen“. Das Ziel ist es dann die sogenannte „Buy Box“ zu gewinnen, also als primärer Händler für diesen Artikel hinterlegt zu sein. Denn die meisten Kunden sind zu faul alle Angebote durchzusehen und das günstigste rauszusuchen. Der einfache und schnelle Klick auf den „Kaufen-Button“ ist dominant. Viele Händler machen nun den Fehler und bieten die Produkte zu Preisen an, bei denen kaum Marge übrig bleibt, in der Hoffnung die Buy Box zu gewinnen. Dabei macht es viel mehr Sinn positive Bewertungen für das eigene Verkäuferprofil zu sammeln, die Lieferqualität zu steigern und Interaktionen mit Kunden zu fördern. Denn genau das wird von Amazon honoriert. Eine Studie hat sogar rausgefunden, dass 75% der Angebote in der Buy Box nicht die günstigsten sind!
Amazon aus Sich der Hersteller / Markeninhaber (Marktplatzteilnehmer):
Als Markeninhaber hat man die Möglichkeit sich detailliert zu präsentieren. Sei es durch einen eigenen Brand Store, oder zusätzliche Details zu den einzelnen Artikeln. Als wir PiNAO gegründet haben, haben wir damit geworben nicht auf Amazon tätig zu sein. Wir haben unsere Kunden und Partner die Artikel anlegen und pflegen lassen. Ein fataler Fehler, wie sich herausgestellt hat, zumindest für unsere Marke. Die Artikeldaten waren rudimentär eingetragen, vorläufige Bilder wurden hinzugefügt, teilweise selbst fotografiert, vor der Blümchentapete von Omma. Häufig wurden artikelspezifische Details vertauscht oder gar nicht erst aufgeführt.
PiNAO Sports ist eine Lifestyle Marke und soll sich natürlich auch als solche präsentieren. Also haben wir kurzerhand einen eigenen Seller-Account angelegt, haben die Hoheit der Artikeldaten an uns genommen (weil wir Markeninhaber sind), einen Brand Store angelegt und sämtliche Artikel mit Informationen und schönen Bildern ausgeschmückt. Das lässt sich sehen!
Wir selber bieten unsere Produkte an, jedoch nie über einen besonders günstigen Preis, sondern nur über den UVP. Das Gute ist nun, dass alle Händler, die PiNAO führen, nun auf die schönen Artikeldaten zurückgreifen können. Die Qualität der Produktdaten spiegelt die Qualität der Produkte wider, was auch auf den Anbieter abfärbt.

Was schließe ich nun aus diesen Erfahrungen und Beobachtungen:

Ich denke Amazon ist kein Ungeheuer, es sind vielmehr die unbedachten Nutzer, die den Online-Gigant in diese Position rücken. Der Appell an die Konsumenten ist, mit Bedacht online einkaufen und sich verdammt noch mal nicht beschweren, dass der stationäre Handel schwächelt! Eigene Schuld! An alle Händler: Versucht nicht immer der billigste im Online-Geschäft zu sein! Legt Wert auf ein gepflegtes und gut bewertetes Verkäuferprofil. UND: Lernt von Amazon und übertragt die Erkenntnisse auf den stationären Handel. Kundenfreundlichkeit, Beratung, schöne Präsentation der Artikel sind der Anfang. Macht den Kundenbesuch zum Erlebnis und versteckt euch nicht mies gelaunt hinter der Kasse – so kann es ja auch nicht werden!

Ich bin weder Amazon-Freund, noch -Gegner. Wir haben für uns eine Strategie überlegt mit dem Online-Handel insgesamt umzugehen, freuen uns aber immer 10.000 mal mehr unsere Produkte ordentlich präsentiert in einem stationären Geschäft zu sehen!